Informationsveranstaltung zeigt Zukunftstrends bei Elektromobilität auf
Villingen-Schwenningen. Kurbelwellen zu Statoren, Zylinderköpfe zu Elektrospulen: Unter diesem Motto stand die Informationsveranstaltung zu Chancen, die die Elektromobilität hiesigen Unternehmen eröffnet. Neue Mobilitätstechnologien werden die Wertschöpfungsketten in der Automotivebranche tiefgreifend verändern. „Das Thema beinhaltet unendlich mehr als das niedliche Elektroauto der Ortsverwaltung“, machte Franz Loogen, Leiter der Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie Baden-Württemberg, deutlich. In absehbarer Zeit würden mehr als 9 Milliarden Menschen auf der Erde leben, 70 Prozent davon in Mega-Cities. „Da müssen wir uns im Autoland Baden-Württemberg schon Gedanken machen, welche Art von Mobilität wir diesen Menschen zukünftig verkaufen wollen.“
Für Prof. Dr. Anton Karle von der Hochschule Furtwangen University steht außer Frage, dass dies nicht leistungsstarke Verbrennungsmaschinen sein werden, sondern der hierzulande eher noch schwach ausgeprägte Trend hin zu nachhaltiger Mobilität unumkehrbar sei. Elektromobilität, egal ob als reines Batterieauto oder als Plug-in-Fahrzeug, sei Voraussetzung, damit die Automobilhersteller zukünftige Abgasgrenzwerte einhalten könnten, und zwar weltweit. Die Entwicklung sorge für Risiken, biete aber auch weitreichende Chancen, hatte Thomas Wolf, Geschäftsbereichsleiter Innovation und Technologie der IHK, bereits während der Einleitung deutlich gemacht.
„Der Blechformer macht zukünftig weniger Auspufftöpfe, sondern wird mehr Teile für Elektromotoren fertigen“, brachte es Loogen auf den Punkt. Hersteller von Faserverbundstoffen, hybriden Bauteilen aus leichtem Metall und Kunststoff oder etwa von Steckverbindungen hätten große Chancen. Zu beachten sei: „Trends kommen immer schneller, damit ändern sich auch Märkte immer kurzfristiger“, so Loogen. Als Beispiel nannte er das iPhone, das noch keine acht Jahre in Deutschland verkauft wird. Ähnlich schnell und ähnlich tiefgreifend werde die Elektromobilität die Automobilbrache verändern.
Mit Andreas Buchholz (Robert Seuffer GmbH & Co. KG, Calw) und Thomas Müllner (Maschinenfabrik Lauffer GmbH & Co. KG, Horb) stellten zwei Vertreter von Unternehmen ihre Strategie vor, vom Wandel zu profitieren. Bei Seuffer wurde demnach eigens eine Manufaktur-Linie eingerichtet, um auch kleine Stückzahl-Anfragen zu bedienen. Buchholz geht davon aus, das Geschäft mit Wechselstrom-Wandlern und Elektroheizungen für Fahrzeuge ausweiten zu können. Lauffer-Pressen arbeitet im Rahmen eines Verbundprojektes an der Entwicklung so genannter Softcase-Batterien mit, wobei das Know-how in der Metallbearbeitung eingebracht wird.
„In unserer Region gibt es mehr als 1.000 Unternehmen, die stark oder sogar überwiegend für die Automobilindustrie arbeiten“, verdeutlicht Wolf die Bedeutung der Branche. Um diese Unternehmen mit Zehntausenden Arbeitsplätzen bei der Bewältigung des Technologie-Switches zu unterstützen, werde die IHK eine Vielzahl weiterer Informationsveranstaltungen anbieten.
BU: Von links: Franz Loogen (Leiter Landesagentur e-mobil BW GmbH, Stuttgart), Andreas Buchholz (Robert Seuffer GmbH & Co. KG, Calw), Prof. Dr. Anton Karle (Hochschule Furtwangen), Thomas Müllner (Maschinenfabrik Lauffer GmbH & Co. KG, Horb) und Thomas Wolf (Geschäftsbereichsleiter Innovation | Technologie, IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg)
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