Pierre Voigtländer international unterwegs: Neuer Technologiescout beim Kunststoff-Institut
Pierre Voigtländer besitzt den vielleicht interessantesten Job, den es derzeit in der Region gibt: Der promovierte Physiker arbeitet seit wenigen Monaten als Technologiescout für das Kunststoff-Institut Südwest (KISW), das auf dem ehemaligen SABA-Gelände beheimatet ist.
Die Älteren werden sich noch an das heitere Beruferaten bei Robert Lemke und die Frage nach dem „Schweinderl“ für die Fünf-Mark-Stücke erinnern. Voigtländer wäre ein interessanter Kandidat gewesen. Was macht ein Technologiescout genau? „Ich besuche Messen und Symposien, informiere mich über neue Technologien, schätze deren Relevanz für die hiesigen Firmen ein, bereite die Informationen auf und präsentiere sie dann den Unternehmen.“
Voigtländer studierte und promovierte an der Ruhr-Universität Bochum mit jeweils sehr gutem Ergebnis. Ein Astrophysiker – die Doktorarbeit handelte von Gasanalysen von Spiralgalaxien durch Berechnung der vom Messobjekt ausgehenden Wellen – beim Kunststoff-Institut? „Das passt“, sind sich Institutsleiter Siegfried Kaiser und Voigtländer einig. Er analysiere die neuen Technologien aus wissenschaftlicher Sicht, und neuartige Maschinenentwicklungen, innovative Prüfmethoden oder neue Verfahren etwa zur Oberflächenbeschichtung basieren ja auch immer auf physikalischen Gesetzen.
Zum Start seiner Tätigkeit in der Region informierte sich Voigtländer bei Unternehmen wie etwa Kendrion, Waldmann (beide Villingen-Schwenningen), Weißer & Grießhaber (Mönchweiler), Bauser (Wehingen), Marquardt (Rietheim-Weilheim) oder IMS Gear (Donaueschingen) über deren Stand der Technik. „Für die Unternehmen ist es überlebenswichtig, zu jeder Zeit über neue Verfahren, Anwendungen oder auch innovative Granulate informiert zu sein“, weiß Voigtländer. Denn die Unternehmen stehen im globalen Wettbewerb und der verzeiht weder bei der Qualität noch bei den Kosten Versäumnisse.
Für den 30-jährigen, der in Dinslaken geboren wurde, ist es die erste Arbeitsstation nach der Promotion. Den Job in Villingen-Schwenningen trat er nach einer mehrmonatigen Auszeit an, denn nach dem Motto „Ich bin dann mal weg“ pilgerte Voigtländer im Anschluss an die Promotion erst einmal nach Santiago de Compostela. „Eine wunderbare Erfahrung um Nachzudenken, den Kopf frei zu bekommen. Ich habe sehr viele interessante und freundliche Menschen getroffen.“ Privat spielt der Physiker mit Freunden gerne „Pen and Paper“-Rollenspiele, zudem hat er den Segelschein gemacht. „Um auf dem Bodensee segeln zu dürfen muss ich aber noch weitere Prüfungen ablegen“, weiß er um die besonderen Anforderungen auf dem schwäbischen Meer. Daneben gilt sein Interesse der Astronomie. Bei klarem Wetter beobachtet Voigtländer gerne mit dem eigenen Teleskop den Nachthimmel.
Nachdem der Physiker zunächst vor allem in Deutschland unterwegs war, führte ihn zuletzt die erste Auslandsreise nach Bangkok in Thailand auf eine Industriemesse. Und da maßgebliche Entwicklungen häufig in Japan, Taiwan oder den USA vorgestellt werden, wird Voigtländer in den kommenden Wochen weltweit unterwegs sein.
Das KISW
Die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, das Kunststoff-Institut Lüdenscheid sowie 18 Unternehmen aus der Region haben das KISW 2011 gegründet. Das KISW sorgt für Technologieförderung direkt in den Unternehmen und steht dabei allen Betrieben der Region offen. Als besonders zielführend haben sich Verbundprojekte bewährt, im Rahmen derer mehrere Unternehmen gemeinsam an Problemlösungen arbeiten. Zudem bietet das KISW ein breites Angebot an Aus- und Fortbildungen im Kunststoffbereich. Alle Angebote sind branchenübergreifend, es arbeiten also Unternehmen zum Beispiel aus den Bereichen Automotive, Maschinenbau oder Medizintechnik erfolgreich zusammen.