Zu Hause und doch in der weiten Welt: Julia Steckeler verstärkt MedicalMountains
„Wir haben die Chance, hier selbst etwas zu gestalten“, sagt Heimkehrerin Julia Steckeler, hier mit Tochter Paula.
Wenn Sie durch den Wald hinter ihrem Haus läuft, weiß sie, dass sie alles richtig gemacht hat. „Ich bin glücklich, dass ich mich mit meiner Familie entschieden habe, in die Heimat zurückzukehren. Hier ist doch vieles besser und leichter, als man als Teenager glauben mag“, bekennt sich Julia Steckeler zu ihrer Heimatstadt Tuttlingen. Die heute 33-Jährige war nach ihrem Studium der International Business Administration, einer internationalen Betriebswirtschaftslehre, an der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen in der weiten Welt unterwegs, um festzustellen, dass es zu Hause doch nicht so verkehrt ist.
Nachdem Julia Steckeler ihr duales Studium, dessen praktischen Teil sie bei der Karl Storz GmbH in Tuttlingen absolvierte, beendet hatte, zog es sie nach Griechenland. Dort legte sie ihren Master-Abschluss an der englischen University of Sheffield im Bereich Marketing, Advertising und Public Relations ab. „Ich wollte unbedingt mehr von der Welt sehen. Hier war mir alles irgendwie zu klein“, beschreibt sie ihre damalige Situation. „Die jungen Menschen heutzutage haben ja alle Möglichkeiten, sich die Welt anzuschauen. Das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen“, sagt die zweifache Mutter. Während ihres Studiums weilte die Tuttlingerin jeweils drei Monate in Mexiko-Stadt und in Wales. „Als ich fertig war, wäre ich gerne nach Hause zurückgegangen, aber es war sehr schwierig. Da kamen schon manchmal Zweifel auf, ob ich nicht doch besser bei Storz geblieben wäre“, erinnert sie sich. Trotz eines hervorragenden Notendurchschnitts und eines Abschlusses mit Auszeichnung, führte keine ihrer Bewerbungen ans Ziel. „Sie haben keine Berufserfahrung“, habe es in den Absageschreiben geheißen. Aber davon ließ sich Julia Steckeler nicht entmutigen. Ein Aufenthalt bei ihrer Freundin in Madrid sollte ihr neue Energie bringen und eine Bekanntschaft, mit der sie nicht gerechnet hatte.
„Ich habe dort meinen Partner Miguel kennengelernt, just als die Zusage einer Werbeagentur in Deutschland eintrudelte“, erzählt Steckeler. Nach einem Praktikum sollte dort die Festanstellung bei der Agentur Jung von Matt folgen. Doch die Liebe war stärker: Steckeler ging zurück nach Madrid, wo ihr Partner für den technischen Betrieb eines Vier-Sterne-Hotels mit verantwortlich war. „Bereits nach vier Wochen hatte ich in Spanien einen Job als Projektleiterin bei einer Agentur“, erinnert sich die 33-Jährige. Drei Jahre blieb sie dort, bis die Wirtschaftskrise kam.
„Einige unserer Bekannten verloren ihre Jobs, Gehälter wurden gekürzt. Wir waren gerade frisch gebackene Eltern unserer ersten Tochter, und fühlten uns in diesem neuen Lebensabschnitt mit der Zeit einsam in der Großstadt. Die Familie meines Partners war weit weg in Uruguay und meine in Deutschland. Da haben wir uns gesagt: Bevor die Situation in Spanien noch schlimmer wird, packen wir besser“, meint Steckeler. Ohne neuen Arbeitsplatz gingen beide nach Tuttlingen zurück.
„Wir mussten bei null anfangen. Miguel galt in Deutschland mit seiner uruguayischen Ausbildung als ungelernte Kraft. Aber die Unterstützung, die wir erhielten, war prima“, betont Julia Steckeler. Miguel fand rasch eine Stelle bei der Andreas Hettich GmbH in Tuttlingen. „Das Unternehmen hat ihm viel geholfen, sein Deutsch hat er neben einer Privatlehrerin auch dort gelernt“, erklärt sie. Im September 2012 startete Steckeler bei der Werbeagentur Fricon in Tuttlingen, Teilzeit. Denn die dreijährige Emma und die einjährige Paula erfordern ihre ganze Aufmerksamkeit. Im Dezember 2014 hat sie auf eigenen Wunsch zur Tuttlinger Medical Mountains AG, der von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg gegründeten Clustergesellschaft für die Medizintechnik, gewechselt.
„Ich bin glücklich, dass wir die Entscheidung getroffen haben, nach Tuttlingen zurückzukehren. Hier bin ich näher an der Familie, der Arbeitsplatz ist schnell zu erreichen, gute Kindergarten- und Krippenplätze und vor allem bezahlbarer Wohnraum mitten in der Natur sind vorhanden“, weiß die Mutter die Vorteile der Region zu schätzen.
„Ich finde, wer den Drang hat, wegzugehen, sollte das auch tun. Aber wichtig ist, dass er wiederkommt. Eine Auslandserfahrung ist viel wert. Aber ich muss gestehen, hätte es damals die Kampagne ,Heimspiel‘ der IHK schon gegeben, wäre ich vielleicht früher zurückgekehrt. Sie macht jungen Menschen bewusst, dass es hier mehr gibt als nur Wald und Wiesen“, ergänzt Steckeler. Denn hier in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gebe es viele spannende Jobs bei weltweit agierenden Unternehmen. „Heute weiß ich, man muss nicht die Region verlassen, um etwas zu erleben. Hier gibt es so viele Möglichkeiten. Und die Region braucht die jungen Menschen. Denn wir haben die Chance, hier selbst etwas zu gestalten. Nur wir selbst können die Heimat zu einer lebendigen Heimat formen.“