Denkanstöße “KI statt K.O.”: Chance Künstliche Intelligenz darf nicht verpasst werden

Denkanstöße“ setzt mit Key Notes, Workshop und Podium klares Signal: Wer die zweite digitale Revolution verpasst, wird abgehängt – Streifzug durch Chancen und Risiken von KI vor ausverkauftem Haus

ROTTWEIL –Über die Chancen der immer relevanter werdenden Künstlichen Intelligenz für Arbeit und Industrie, aber auch im Alltag aller informierte der Abend „KI statt K.O.“ aus der Reihe „Denkanstöße“, der in Zusammenarbeit von IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Technology Mountains e. V. und Schwarzwälder Bote am Donnerstag, 14. März, die Rottweiler Pulverfabrik bis auf den letzten Platz füllte. Die 320 Besucher erlebten mit den Hauptreferenten, in einem Kurzworkshop und einer Podiumsdiskussion einen fulminanten Ritt durch das Heute und das Morgen der Technologie, die schon jetzt Vieles radikal verändert.

„Das dürfen wir nicht verpassen“: So dürfte das Fazit lauten, das nicht nur die zahlreichen Gäste zur Veranstaltung in der Pulverfabrik lockte. Und so lautete auch der Tenor der Vortragenden, die den Abend informativ-unterhaltsam bestritten. Die begrüßenden Worte von IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos steckten bereits das Spielfeld der Veranstaltung ab: „Wir befinden uns in spannenden Zeiten, in denen KI immer mehr zum Teil des Alltags wird“ – sie könne helfen, Kosten zu senken, Arbeit viel effizienter zu gestalten und echte Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Wie das praktisch aussieht, das macht nicht nur das neue KI-Kompass-Programm der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg mit vielen Praxisangeboten sichtbar: So holte Moderatorin Nadine Buschhaus (Agentur Sprecherhaus) mit Dr. Eldar Sultanow einen ausgewiesenen Kenner des Themas auf die Bühne.

Sultanow nahm die Gäste mit auf einen Streifzug durch die alltäglichen Effekte: Sei es die Smart Watch, die das Anfächeln eines Grills irrtümlich als Sport registriert, sei es der völlig echt klingende Sprachassistent, der problemlos telefonisch Friseurtermine reserviert oder der Chatbot, der eine dringende Umbuchung von Flugtickets nicht nur schneller, sondern auch kompetenter bewältigt als seine menschlichen Kollegen in der Telefonhotline – wir leben bereits mitten in einem Alltag, der von KI massiv geprägt wird. „Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass Menschen dereinst sogar mit KIs emotionale Beziehungen eingehen werden“, so Sultanows Prognose. Er zeigte sich unterm Strich überzeugt davon, dass KI die Welt zu einem besseren Ort machen werde.

Und diese Auffassung teilte er mit dem zweiten Key Note-Speaker des Abends, Collin Croome: Der unter anderem als Dozent für Metaverse und Digitales Marketing tätige Mulimedia-Unternehmer bezeichnete die KI sogar als die bislang wichtigste Erfindung in der Geschichte. Noch sei Künstliche Intelligenz vergleichsweise schwach, er gehe jedoch davon aus, dass nur noch wenige Jahre vergehen werden, bis sie die gleichen kognitiven Fähigkeiten erreicht haben werde, wie sie der Mensch aufweise. Auch Croome holte aus dem heute bereits funktionierenden Arsenal der KI viele beeindruckende Beispiel hervor, sei es die Erschaffung eines völlig lebensecht aussehenden und klingenden Morgan Freeman, der mit geringem Aufwand erschaffen wurde, sei es die Fähigkeit, mit wenigen Anweisungen von einer KI Programmcode für ein funktionierendes Internet-Formular schreiben zu lassen. „Wir stehen erst am Anfang“, so Croome, der als große Vision auch die Möglichkeiten des Metaverse zitierte, das jetzt schon leistungsstark die Art und Weise verändern könne, wie Arbeit ausgestaltet werde. Virtuelle Realität oder ihre „kleine Schwester“, die „Augmented Reality“ (etwa „Daten-unterstützte Realität“), seien in der Lage, Arbeit und Alltag auf revolutionäre Art zu fast schon spielerisch leichten Aufgaben zu verändern. „KI ist nicht Zukunft, KI ist jetzt“, so sein Fazit.

Wie treffend diese Beschreibung ist, das präsentierte Marvin Liedmeyer (Tobit Software) in einem Kurzworkshop in der Pause des Abends, dem gut zwei Drittel der Gäste gespannt folgten: Liedmeyer präsentierte die praktische Anwendung von KI am Beispiel der Erstellung einer Website und ihrer Inhalte und gab praktische Tipps für die erfolgreiche Nutzung mit auf den Weg. Der führte die Gäste im abschließenden Diskussionspanel noch einmal an die Herausforderungen heran, vor der Deutschland bei der Einführung von KI steht. So machte etwa KI-Unternehmer Dr. Günther Mökesch keinen Hehl daraus, dass Deutschland hierbei den Anschluss verpasst habe. Dabei adressierte er auch Unternehmer, die mit dem Thema eher reaktiv als aktiv umgehen. Aber auch überbordende und ineffiziente Bürokratie seitens des Staats sei ein Problem. „Wir haben hier viel innerhalb der alten Technologie aufgebaut, bei der neuen sind wir nicht mehr vorne dabei“, so sein Fazit. Collin Croome unterstrich die Rolle des Mindsets, wenn es um KI gehe: So werde das Thema unweigerlich kommen, man müsse die daraus entstehenden Vorteile aktiv nutzen.

Wege zur leichteren Einführung von KI in Unternehmen präsentierte in der Runde die KI-Kommunikatorin des Stuttgarter Fraunhofer IAO: Sie führt sogenannte KI Studios für Unternehmen durch, zeigt ihnen an praktischen Beispielen, wie KI schon jetzt Prozesse und Arbeit effizienter machen kann, weist aber auch auf die potenziellen Risiken hinsichtlich Datenmissbrauch hin. Der Aspekt der Datensicherheit sei denn auch ein wichtiges Hemmnis von KI in Unternehmen wie Banken, wie Dr. Mökesch aufzeigte: Es brauche eigene Daten-Ökosysteme, um KI datenschutzkonform einsetzen zu können – und das erfordere teure Technologie. Dr. Sultanow wünschte sich hierfür eine „Souveräne Public Cloud“ für Deutschland, also ein nationales und gut abgesichertes System als zentrale Dateninfrastruktur. Er berichtete darüber hinaus von KI als wertvolle Stütze auf einem ganz anderen Gebiet: So sei in der Psychotherapie für viele die KI der erste Schritt, um sich einer Behandlung zu öffnen – und das würde erstaunlich gut funktionieren. Als ganz eigenes Problemfeld sah Dr. Mökesch das deutsche Bildungssystem, das es derzeit kaum schaffe, Schüler und Studierende auf das Thema vorzubereiten. Er forderte hier gezieltere Förderungen statt Gießkannenprinzip. Marvin Liedmeyer zeigte aber auf, wie es auch anders gehen könne: So seien Kultusministerien, Schulämter und Lehrer mit der rasanten Entwicklung überfordert, weshalb sein Unternehmen auf Schulen mit Informationsangeboten zugehe, um KI als Thema vorzustellen.

Mit dieser konstruktiven Idee zum unbürokratischen Umgang mit dem Thema KI endete die Diskussion und der Abend – für die Gäste mit dem Gefühl, mehr zu wissen und besser für die Nutzung dieser zweiten digitalen Revolution gerüstet zu sein, aber auch mit dem Wissen, welche Herausforderungen damit auch auf uns zukommen werden.